Ein Gläschen in Ehren kann keiner verwehren
Jeder weiß, dass Alkohol in rauen Mengen Gift für den Körper ist. Massive Nährstoffmängel, Nerven- und Gehirnschäden sowie Leberzirrhose mit allen Folgeerscheinungen drohen.
Aber wie ist es mit dem gelegentlichen Gläschen Wein oder dem Bierchen zum Grillen?
Nehmen wir das Thema Alkohol etwas genauer unter die Lupe…
Energiebombe Alkohol
Alkohol ist eine ganz schöne Energiebombe.
Ganze 7 kcal pro Gramm bringt er mit.
Ok, Fett schafft 9 kcal und Kohlenhydrate um die 4 – 5 kcal pro Gramm. Aber zumindest bringen Kalorien aus hochwertigen Fetten (= Pflanzenfette) und bunten Kohlenhydraten (= Gemüse und Obst) super Kumpels in Form von Nährstoffen mit. Da können Bier, Wein, Cocktail und Longdrink leider nicht mithalten…
Wenn wir typische Drinks mal genauer betrachten, stellen wir fest:
- 1 Bier hat ca. 130 kcal
- 1 Glas Wein hat ca. 130 kcal
- 1 Cocktail hat über 300 kcal
Und meistens bleibt es nicht bei dem einen Gläschen…
Wohin mit den Kalorien?
Kalorien liefern dem Körper Energie.
Extra-Kalorien sind super, wenn du auf dem Weg zur Marathon-Startlinie oder auf der Flucht bist.
Extra-Kalorien sind blöd, wenn du vorwiegend sitzt – oder plaudernd an der Cocktailbar stehst.
Kann der Körper die Kalorien nicht in Bewegungsenergie umwandeln, dann braucht er einen Plan B.
Plan B lautet: Er wandelt überschüssige Kalorien in Fett um. Etwas anderes bleibt ihm nämlich gar nicht übrig.
Fettverbrennungs-Bremse de luxe
Alkohol hemmt die Fettoxidation.
Mit Fettoxidation die Verfügbarmachung aus unseren Speichern gemeint. Unter Alkoholeinfluss sinkt der Anteil der mobilisierten Fette.
Die Umwandlungsprodukte von Alkohol werden von deinem Körper im Übrigen „lieber“ zur Energiegewinnung genutzt als z.B. Zucker oder Fett. Hast du also reichlich Alkohol- und Zucker-Energie (siehe unten: Appetitanreger) zu bieten, tritt die Fettverbrennung mehr und mehr in den Hintergrund.
Wusstest du übrigens, dass der Körper Richtung Nacht eher auf Regeneration und Fettverbrennung umschaltet? Gibst du ihm abends mit Alkohol und dazugehörigen Snacks ordentlich zu tun, finden diese Prozesse nur eingeschränkt statt – du bringst deinen Stoffwechsel gehörig durcheinander.
Appetitanreger
Alkohol ist ein echter Appetitanreger. Das kennst du bestimmt aus eigener Erfahrung, wenn die Hand fast automatisch in die Chipstüte oder zu den Erdnüssen greift, während du dein Feierabendbierchen genießt.
Meistens handelt es sich um relativ ungesunde kohlenhydratreiche Snacks, die wir zum Alkohol genießen. Und das vorwiegend abends.
Das bedeutet, genau zu der Zeit, in der die Fettverbrennung auf Hochtouren kommen möchte, überflutest du deinen Körper mit zusätzlichen Kalorien aus Alkohol und Zucker. Die werden vorrangig verarbeitet und bei Überfluss sogar als Fett eingelagert – genau das Gegenteil von dem, was du dir vermutlich in Richtung Umbauprozesse wünschst….
Stoffwechselbremse und Regenerationshemmer
Die Leber wächst mit ihren Aufgaben, sagte schon Dr. Eckart von Hirschhausen. So auch mit steigendem Alkoholkonsum – doch dann wird’s pathologisch…
Deine Leber ist nicht nur unser größtes inneres, sondern auch ein großartiges Organ und hat schon im normalen Leben echt viel zu tun. Sie ist zum Beispiel zuständig für
- Entgiftungsprozesse (u.a. Alkohol, Medikamente, Stoffwechselabfallprodukte)
- Bildung wichtiger Bluteiweiße
- Hormonaufbau
- Vitaminspeicherung
- Produktion von Gallensäuren für die Fettverdauung
- Stoffwechselumbauprozesse (z.B. Zucker in Fett, Eiweiß in Zucker, Fett in Ketonkörper)
- Energiespeicherung (z.B. Glykogen, die Speicherform von Zucker)
Die Leber arbeitet ihre To-Do-Liste immer nach Prioritäten ab: Ganz oben stehen überlebenswichtige Dinge, also in erster Linie Entgiftungs- und Abbauprozesse. Beschäftigst du deine Leber also übermäßig damit, ist ihr „Arbeitsspeicher“ belegt und sie hat keine Kapazitäten mehr für Dinge, die DIR vielleicht wichtig sind, also zum Beispiel Fettabbau und Muskelaufbau…
Alkohol kann in diesem Zusammenhang also als ganz schöne Stoffwechselbremse und auch als Regenerationshemmer wirken…
Er verhindert, dass du in den anabolen, aufbauenden Stoffwechsel eintrittst, in dem Ernährungs- und Trainingsreize optimal umgesetzt werden können.
A propos anabol und katabol … dazu kommt der negative Effekt der Stresshormone.
Alkohol fördert Stresshormone
Alkohol reduziert nicht nur die Produktion des Muskel- und Sexualhormons Testosteron, sondern fördert zudem das Stresshormon Cortisol. Das produzierst du übrigens zusätzlich in allen möglichen Langzeit-Stress-Situationen in Job, Privatleben oder auch bei zu intensivem Sport. Da kann sich ganz schnell mal eine Menge ansammeln…
Cortisol ist ein kataboles (abbauendes) Hormon, dass zunächst erstmal für die Freisetzung gespeicherter Energie zuständig ist. Stress bedeutet schließlich Überleben (zumindest, wenn wir gedanklich mal in die Steinzeit zurückgehen). Und fürs Überleben ist es hilfreich, wenn ausreichend Energie zum Kämpfen und Flüchten bereitsteht.
Darum tappen viele auch in die „Stress-Fress-Falle“ und entwickeln bevorzugt einen Jap auf ungesunde Kohlenhydrate – dein Körper möchte schließlich Energie-Nachschub, um allzeit bereit für Kampf und Flucht zu sein!
Kämpfen und flüchten wir aber nicht ausreichend, kann die Energie nicht in Bewegungsenergie umgewandelt werden – gekoppelt mit zu hohen Blutzuckerspiegeln erfolgt eine Speicherung im Fettgewebe und wird Muskelabbau gefördert.
Auszehrung und Verfettung sind häufige Folge.
Profitipp in Sachen Cortisol: Nach stressigen Situationen ist es für Schreibtischtäter sinnvoll, sich kurz danach intensiv zu bewegen – ein paar Treppen hoch und runter, ein schneller Sprint durch den Park oder Ähnliches. So regulierst du dein Stresslevel wieder ein wenig.
Für die Sportler unter uns: Regeneration zwischen Trainingseinheiten ist in dem Zusammenhang übrigens auch wichtig! Trainierst du drei Tage am Stück intensiv, können deine Cortisonlevel nämlich ebenfalls Muskelaufbau und Fettabbau behindern.
Kann ich abnehmen, wenn ich Alkohol trinke?
Die angesprochenen Punkte zeigen dir, dass du deinen Stoffwechsel durch Alkohol ziemlich durcheinanderbringen kannst.
Alkohol (in moderaten Mengen und abgesehen von den gesundheitsschädlichen Effekten regelmäßigen intensiven Konsums!) wirkt massiv als Stoffwechselbremse – umso stärker, je mehr deine Leber ohnehin schon zu tun hat.
Stell es dir bildlich so vor, als konzentrierten sich deine Ressourcen nach Alkoholgenuss einzig und allein auf den Abbau des schädigenden Reizes.
Kein Arbeitsspeicher mehr für Fettabbau – im Gegenteil wird der Fetteinbau noch gefördert.
Kein Arbeitsspeicher für Muskelaufbau oder Regenerationsprozesse – im Gegenteil werden Muskelaufbau und Regeneration sogar behindert.
Erst, wenn der Alkohol-Stressor beseitigt ist, können diese Prozesse (langsam) wieder anlaufen, weil dann Arbeitsspeicher dafür frei wird.
Wie lange diese Blockade dauert, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich; von ein paar Stunden bis zu ein paar Tagen ist alles drin.
Wenn du zu den „Langzeit-Blockierern“ gehörst, kann also bereits ein Alkoholgenuss von 2x wöchentlich dich so richtig ausbremsen und zur Stagnation führen.
Darf ich nun gar keinen Alkohol mehr trinken?
Die Dosis macht das Gift.
Wenn dein Körper einigermaßen regulationsfähig, fit und vital ist, hält ihn das gelegentliche Gläschen nur kurz auf – danach geht es wieder in geregelte (Stoffwechsel-)Bahnen. Übertreibst du es also nicht mit den Gelegenheiten und Mengen, ist nichts gegen den gelegentlichen Genuss von Alkohol einzuwenden.
Ist dein Körper aktuell symptomgeplagt und befindest du dich in der (Gewichts-)Stagnation, dann solltest du darüber nachdenken, dich einmal durchchecken zu lassen, um besagte Regulationsfähigkeit wiederherzustellen, indem du eventuelle Vitalstoffmängel ausgleichst, Stressfaktoren eliminierst und dich rundum perfekt versorgst.
In der Praxis arbeite ich neben einem individuellen Mangelausgleich auf Basis ausführlicher Blutanalysen mit maßgeschneiderten Ernährungsempfehlungen, die den Körper nicht stören oder blockieren und so dazu beitragen, möglichst viele freie Ressourcen und eine gute Regulationsfähigkeit in deinem System zu haben!
Wie wäre es mit leckeren Alternativen?
Ein Gedanke am Rande:
Alkohol gehört oft „mit dazu“, wenn wir uns nett treffen, etwas zu feiern haben oder uns entspannen wollen.
Wie wäre es mal mit einer alkoholfreien leckeren Alternative?
Vielleicht sogar einer, die du dir ausschließlich für solche besonderen Gelegenheiten reservierst?
Ich liebe meine alkoholfreie Bowle, die ich je nach Jahreszeit, Garten- und Obstkorb-Status immer wieder variieren kann.
Hast du ein leckeres Rezept für einen gesunden „Virgin Cocktail“? Dann teile es gerne mit mir direkt unter diesem Beitrag!