Gut gekaut ist halb verdaut.
von: Gabriela Hoppe
| 17. August 2016

Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal bewusst darauf geachtet, wie ihr mit der Nahrung umgeht, die ihr gerade genüsslich (wahlweise: hektisch, abgelenkt, beiläufig, mit schlechtem Gewissen, beim Fernsehen, in Eile, …) in Euern Mund gesteckt habt?

Worauf ich hinaus will?

Mund mit SchokoladeAuf das vernünftige Kauen!

Wusstet ihr, dass bereits im Mund (mit ihm beginnt schließlich der Verdauungskanal) die ersten Verdauungsvorgänge beginnen?

Hier werden Enzyme ausgeschüttet, die damit beginnen, Kohlenhydrate zu spalten. Alle Kohlenhydrate müssen nämlich letztlich zu sogenannten Monosacchariden (Einfachzuckern) abgebaut werden, da nur diese vom Körper aufgenommen und als „Treibstoff“ in die Zellen geschleust werden können.

Ob diese Aufspaltung bereits im Mund beginnt, hängt allerdings von der Verweildauer der Nahrung sowie von der Kauintensität ab! 

Neben der chemischen Verdauung über Enzyme spielt dabei auch die Mechanik und die Zerkleinerung über die Zähne eine Rolle.

Kohlenhydrate, die im Mund nicht „bearbeitet wurden“, erhalten die nächste Chance zur chemischen Weiterverarbeitung erst wieder im Darm.

Der Magen selbst kümmert sich neben seinen „Betonmischer-Funktionen“ (er wälzt die Nahrung gehörig um) nämlich zunächst einmal um die Nahrungs-Eiweiße.
Fette, unsere dritte Nährstoffgruppe, müssen übrigens mittels der Gallensäuren erst einmal in eine wasserlösliche Form gebracht werden, womit sich der obere Dünndarm beschäftigt. Erst in den nachfolgenden Darmabschnitten geht es dann wieder an die Kohlenhydrate (und auch an die Eiweiße und die Fette) und an die Aufnahme (Resorption) der freiwerdenden Mikronährstoffe bzw. Spaltprodukte.

Insbesondere empfindliche Menschen bzw. Menschen mit Reizmagen- / Reizdarmsymptomen merken schnell den Unterschied zwischen vernünftig gekauter und schnell heruntergeschlungener Nahrung.

Ist ja auch logisch – der Darm hat umso mehr zu tun.

Was das Problem oft verstärkt, sind Begleitfaktoren. Beispielsweise leiden viele Menschen ohnehin an einem suboptimal aufgestellten Darm (vielleicht durch Fehlernährung, vielleicht durch Medikamentengaben, vielleicht genetisch bedingt, vielleicht durch einen Darmpilz, vielleicht durch Stress, vielleicht durch andere Faktoren). Dies führt unter Umständen dazu, dass die Nährstoffe aus der Nahrung gar nicht vernünftig aufgenommen werden können. Eine Unterversorgung an Nähr- bzw. Baustoffen, die der Körper u.a. dringend für seine Stoffwechselfunktionen braucht, kann eine Extremfolge sein.

Über das Kauen können wir natürlich nicht sämtliche Verdauungsprobleme lösen.

Die Praxis zeigt jedoch:
Wenn wir so lange kauen, bis der Nahrungsbrei von allein aus dem Mund verschwindet, schmecken wir nicht nur intensiver, sondern wir nehmen dem Darm auch wichtige Arbeitsschritte ab. 

33x Kauen sollten mindestens drin sein!

Die freiwerdenden Ressourcen können nun in andere Körpervorgänge gesteckt werden. Meistens tritt übrigens auch das Sättigungsgefühl eher ein und die verspeisten Mengen werden geringer…

Probiert es doch einmal aus, und lasst Euch überraschen, ob der Bauch weniger grummelt, das Mittagsloch weniger intensiv ist oder der nächste Toilettengang kürzer…

 

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Quellen:
Leitzmann, C. et al.: „Ernährung in Prävention und Therapie“. Hippokrates, 3., vollst. überarb. u. erw. Aufl. 2009.