Entgiftung, Ausleitung, Entschlackung, Detox – Wieso, weshalb, warum – Teil 1
von: Gabriela Hoppe
| 2. November 2015

Detox-DrinksEntgiftung, Ausleitung, Entschlackung, Detox – diese und ähnliche Begriffe geistern regelmäßig durch Presse (v.a. sog. „Frauenzeitschriften“), Fernsehen, Internet, Praxisnewsletter und andere Medien. Wenngleich dahinterliegende Ansätze und Methoden oftmals variieren, steckt doch in der Regel ein und dasselbe Ziel dahinter:
Der Körper oder zumindest Teile des Organismus sollen durch bestimmte Maßnahmen von unnötigen, fremden, belastenden oder sogar giftigen Stoffen gereinigt werden, um so die Funktionsfähigkeit zu verbessern bzw. den Stoffwechsel zu optimieren.

Ich möchte in diesem (in mehrere Teile aufgeteilten) Beitrag kurz darauf eingehen, was es mit dem Themenbereich überhaupt auf sich hat, warum eine solche „Reinigung“ meiner Meinung nach durchaus sinnvoll sein kann, wer von einer solchen Reinigung profitieren kann und welche Organsysteme dabei berücksichtigt werden sollten.

Worum geht es überhaupt?

Methoden gibt es viele – von Entsäuerungsmaßnahmen über Darmreinigungen, phytotherapeutische Unterstützung oder bestimmte Ernährungsansätze bis hin zum Heilfasten gibt es viele, viele Ansätze aus allen möglichen Therapiebereichen, die dem Themenbereich Entgiftung, Entschlackung und Grundreinigung zuzuordnen sind. Darum werde ich auf konkrete Maßnahmen hier nicht eingehen. Diese sollten sinnvollerweise individuell, vielleicht auch unter Einbeziehung eines erfahrenen Therapeuten, ausgesucht werden.
Nicht jeder Körper steckt in der selben Ausgangssituation, nicht jeder Mensch hat die selben „Schwachstellen“, nicht jeder Organismus zeigt die selben Symptome – darum ist auch nicht jede angepriesene Entschlackungstherapie für jeden Menschen gleichmaßen angezeigt.

Von speziellen „Entgiftungsmaßnahmen“ oder „Entschlackungstherapien“ unterscheiden sollte man meiner Meinung nach eine „Detox-Ernährung“. Ich wähle im Folgenden bewusst das Schlagwort „Detox“, da es nicht nur im internationalen Raum mittlerweile einen Sammelbegriff darstellt, der die doch unterschiedlichen Ansätze Entgiftung, Ausleitung, Entschlackung, Entsäuerung begrifflich unter einem Hut zusammenfasst. Man möge mir diesen vielleicht unnötigen Anglizismus verzeihen – ein äquivalenter deutscher Sammelbegriff fehlt mir noch…

  • Detox-Therapie:Konkret und individuell erarbeitete Maßnahmen zur Entgiftung, Ausleitung, Entschlackung und/oder Entsäuerung aufgrund bestehender Symptome, in der Regel begleitet durch einen Therapeuten.
    Eine Detox-Therapie wird i.d.R. über einen definierten Zeitraum und durchgeführt und hat das Ziel, die bestehenden Symptome zu bessern bzw. zu eliminieren. Eine umfassende Anamnese und Diagnostik im Vorfeld (z.B. über Blut- oder Urintests) sollte im Regelfall vorangehen.
    Wer eine Detox-Therapie für nötig hält, sollte sich im Regelfall meiner Meinung nach mit einem entsprechenden Therapeuten (Arzt oder Heilpraktiker) in Verbindung setzen, um zu bestimmen, welche Organsysteme mit Hilfe welcher Maßnahmen behandelt werden sollten. Insbesondere, wenn es um die Belastung mit Schimmelpilzen oder Schwermetallen geht, kann eine unsachgemäße Behandlung heftige Nebenwirkungen hervorrufen, die vermieden werden können.
  • Detox-Ernährung:Allgemeingültige Ernährungsform, die nicht nur kurmäßig, sondern dauerhaft verfolgt werden kann, um den Organismus dauerhaft „gut aufzustellen“, unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere Vitalität ganz grundsätzlich zu steigern und uns vor vielen Zivilisationskrankheiten zu schützen.
    Als „Detox-Ernährung“ bezeichne ich eine Ernährungsweise, die den Körper im wahrsten Sinne des Wortes nährt und mit allen Makro- und Mikronährstoffen gut versorgt und dabei belastende oder sogar schädigende Einflüsse vermeidet. In diesem Moment ist sie nämlich eine Ernährung, die den Organismus entlastet und nicht den Körper mit schwer Verdaulichem, Unverträglichem oder z.B. die Darmflora schädigenden Speisen belastet.
    Eine solche bewusste Vollwerternährung versorgt und bedient alle Ausleitungs- und Entgiftungsorgane optimal, so dass der Stoffwechsel ungebremst auf Hochtouren laufen kann, Puffermechanismen für zu entsorgende Substanzen vorhanden sind und so auch kleine „Ernährungssünden“ in der Regel problemlos und fast unbemerkt kompensiert werden können.
    Hierfür kann man sicherlich einige „goldene Ernährungsregeln“ (dazu in einem anderen Beitrag zeitnah mehr) definieren, die jedem Menschen helfen können, die eigene Ernährung unter die Lupe zu nehmen und zu optimieren.
    Über die Auswahl der Nahrungsmittel und deren ganz spezifische Inhaltsstoffe können einzelne Organe bzw. Organbereiche auch noch einmal ganz speziell angesprochen werden. Beispielsweise wirken Bitterstoffe (wie z,B. in Chicoree enthalten) grundsätzlich verdauungsfördernd und regen insbesondere die Gallenflüssigkeitsproduktion an.
    Das Wissen um bestimmte „Detox-Eigenschaften“ einzelner Nahrungsmittel kann somit helfen, die Ernährung noch einmal ganz individuell an mögliche Problembereiche anzupassen. (Auch dazu in einem späteren Beitrag mehr.)

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch einmal kurz die oben verwendeten deutschen Begriffe abgrenzen, so wie ich sie sinnvollerweise verwenden würde:

  • Entgiftung und Ausleitung: Diese beiden Begriffe gehören für mich zusammen. Hierbei geht es um die Befreiung des Körpers von bestimmten Alltagsgiften, die sich im Organismus angereichert haben und häufig über kurz oder lang zu gesundheitsbeeinträchtigenden Symptomen führen. Neben dem Lösen des Giftes (der eigentlichen Entgiftung) ist hier die Ausleitung aus dem Körper heraus von immenser Wichtigkeit und darf nicht vergessen werden.
    Angesprochen sind hier typischerweise Stoffe wie Amalgam und andere Schwermetalle oder Zahngifte, Lösungsmittel oder auch Schimmelpilze.
    Allein aufgrund der chemischen Industrie hierzulande sind Tausende von Giften ganz selbstverständlicher Alltagsbestandteil. Wir Menschen sind diversen Alltags- und Umweltgiften von außen ausgesetzt und führen zudem einige davon (z.B. Nikotin, Medikamente oder auch Zucker) sogar ganz bewusst unserem Körper zu.
    Ob daraus auch eine „Vergiftung“ (meist chronischer Natur) entsteht, hängt von verschiedenen Umständen ab.
    Die Dosis macht das Gift“ befand bereits Paracelsus vor mehr als 600 Jahren. Jedoch nicht nur die Mengendosis, auch die Begleitumstände (z.B. Alter, Gesundheitszustand/Vorschädigungen, weitere Giftexposition, Einwirkzeit) sind zu berücksichtigen. Eine Substanz, die für den einen harmlos ist (z.B. die Inhaltsstoffe eine Zigarette für einen gesunden Erwachsenen) kann für einen anderen (z.B. ein Baby) tödlich sein.
    Die Diagnose einer chronischen Vergiftung mit Alltagsgiften ist in der Regel schwierig. Typischerweise haben wir es mit Speichergiften zu tun, die – angereichert in bestimmten Körperdepots – erst nach Jahren oder Jahrzehnten ihre schädliche Wirkung entfalten. Symptome sind oft unspezifisch und werden häufig verkannt, oftmals auch als psychosomatische Störung abgetan: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Depressionen, Schwindel, unspezifische Schmerzen, Nervenschmerzen sind nur einige einer langen Liste möglicher Anzeichen. Alle Organsysteme können sich symptomatisch melden; häufig ist über kurz oder lang das Nervensystem mitbetroffen.
    Besteht eine Idee zur Art der Vergiftungsursache, gibt es einige Mobilisationstests, auf die sich bestimmte Therapeuten (Ärzte, Heilpraktiker) und Labors spezialisiert haben.
    Methoden zur Befreiung der Gifte sind vielfältig und beziehen häufig eine Reihe langfristiger Maßnahmen ein, deren Erfolg nach einiger Zeit kontrolliert werden sollte.
  • Entschlackung: „Schlacke“ ist im Zusammenhang mit Ernährung ein tatsächlich eher unwissenschaftlicher Begriff, macht aber unbeeindruckt die Runde, weshalb er natürlich auch hier nicht fehlen darf. Und die Grundidee, die hinter der Verwendung dieses Begriffes steht, ist ja auch nicht falsch. Der Körper verarbeitet rund um die Uhr viele Stoffe: körpereigene Stoffwechselprodukte, Genussgifte wie Nikotin und Alkohol, Schadstoffe aus der Umwelt (z.B. Feinstaub, Ausdünstungen aus Mobiliar), Medikamente, Schwermetalle, Hormone und Arzneimittelrückstände (und noch andere Stoffe) aus dem Trinkwasser, um nur einige zu nennen. Dazu kommen ernährungsbedingte Substanzen: Zusatzstoffe aus Nahrungsmitteln, Unmengen an Zucker und eine Vielzahl an Säuren (s.u.), die den Körper aus dem Lot bringen oder zumindest ganz schön fordern können. Fast jeder der genannten Stoffe muss von unserem Organismus nämlich erst einmal neutralisiert oder umgewandelt werden, um keinen Schaden anzurichten. Kommt der Körper mit seiner Kompensation bzw. Verstoffwechselung nicht hinterher, können Substanzen nicht ausgeschieden werden und müssen IM Körper abgelagert werden. Hier spielt das Bindegewebe, vor allem das Fettgewebe, aber bei vollen Depots auch Muskulatur und Gelenke eine wichtige Rolle. Die Gesamtheit der abgelagerten Stoffe, seien es nun Gifte (s.o.), Säuren (s.u.) oder andere Stoffwechselprodukte, werden mit dem Begriff „Schlacke“ bezeichnet. „Entschlackung“ wäre somit vielleicht das sinnvollste Äquivalent zum Begriff „Detox“. Aus erwähntem Grund der Unwissenschaftlichkeit und teilweise Verunglimpfung dieses Begriffs sehe ich hier von der Verwendung ab.
  • Entsäuerung: Bei der Entsäuerung geht es darum, den Körper von einer übermäßigen Säurebelastung (häufig ernährungsbedingt) zu befreien. Dazu muss man wissen, dass bestimmte Lebensmittel „sauer verstoffwechselt“ werden, während andere „basisch verstoffwechselt“ werden. Das bedeutet, sie verursachen einen unterschiedlichen Effekt auf den pH-Wert des Organismus.
    Biochemische Prozesse, z.B. Enzymreaktionen, sind vom Vorliegen eines bestimmten pH-Wertes abhängig. Insbesondere der pH-Wert des Blutes bzw. der Extrazellulärflüssigkeit steht hier im Fokus: Er muss im Intervall zwischen 7,36 und 7,44 liegen, damit der Mensch überhaupt leben kann. Der Körper hat verschiedene Puffersysteme, die dafür sorgen sollen, dass dieses pH-Intervall bestehen bleibt. An diesem Puffersystem sind verschiedene Organe bzw. Körperstrukturen beteiligt.
    Der Säure-Basen-Haushalt des Menschen kann nun durch verschiedene Faktoren negativ beeinflusst werden. Erkrankungen, Ausscheidungsschwächen, Medikamenteneinnahmen, Genussgifte und vor allem Ernährung, Trinkverhalten und Stress (Der Ausspruch „Ich bin sauer!“ bekommt in dem Zusammenhang nochmal ein ganz neues Gesicht…) sind wesentlichen Punkte, die drohen, den pH-Wert aus der Bahn zu werfen.
    Wenn die Belastungen im Rahmen bleiben, ist ein gesunder Körper durchaus in der Lage, diese zu kompensieren. Problematisch wird es dann, wenn die Belastungen chronisch werden und der Körper zudem vielleicht bereits „Vorschäden“ besitzt, die das sprichwörtliche Fass in der Gesamtheit dann so stark füllen, dass es zum Überlaufen, also zu Symptomen kommt. Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass überschüssige Säuren v.a. im Bindegewebe gespeichert werden, was nicht nur Verspannungen begünstigen, sondern auch zu Gewichtszunahme (v.a. an den bekannten Problemzonen) bzw. zu den berühmten nicht loszuwerdenden Kilos führen kann. Das Zwischendepot wird nämlich bei den meisten Menschen irgendwann zum Endlager, da eine latente Übersäuerung dazu führt, dass ein Abbau niemals zustande kommt. Osteoporose ist mittlerweile als Übersäuerungskrankheit bekannt, und ebenso ist die Übersäuerung als Risikofaktor für marode Zähne und Steinbildung bekannt.
    Entsäuernde Maßnahmen sollten natürlich hauptsächlich an den individuellen Ursachen der Übersäuerung ansetzen; sofern keine ärztlich zu versorgenden Erkrankungen verursachend sind, können verschiedene naturheilkundliche Therapeutika zum Einsatz kommen. Eine wesentliche prophylaktische Maßnahme ist natürlich die basenüberschüssige Vollwerternährung.

All diese Problembereiche gehen in den Oberbegriff und das Themengebiet „Detox“ ein und lassen uns somit auch genauer betrachten, um welche Organe bzw. Organsysteme es beim Thema Detox geht.

Dazu mehr im nächsten Blogbeitrag.

Mehr zum Thema „Entgifung, Ausleitung, Entschlackung, Detox“ auch auf meinen WWW-Seiten:
www.gabriela-hoppe.de

Quellen:

  • Bierbach, E.: „Naturheilpraxis heute“. 2. Aufl., Urban & Fischer 2002.
  • Daunderer, M.: „Gifte im Alltag“. 3. Aufl., Beck 2013.
  • Fischer-Reska, H./Hammering, A.: „Entsäuerungs Revolution“. Südwest 2014.
  • Friedrich, W.: „Optimale Sporternährung“. 3., erw. Aufl., spitta 2012.
  • Leitzmann, C. et al.: „Ernährung in Prävention und Therapie“. 3., vollst. überarb. und erw. Aufl., Hippokrates 2009.
  • Lützner, H.: „Wie neugeboren durch Fasten“. GU 1999.
  • Gräber, R.: www.gesund-heilfasten.de