Wie unterscheiden sich die Diagnosen? SIBO, IMO, Reizdarm & Co. im Vergleich
von: Gabriela Hoppe
| 4. März 2025

Wie unterscheiden sich die Diagnosen? SIBO, IMO, Reizdarm & Co. im Vergleich

Warum diese Unterscheidung wichtig ist

Reizdarm, SIBO und IMO beseitigen mit Reizdarm-Spezialistin Dr. Gabriela Hoppe | Erfolg durch Ernährung | Ernährungsspezialistin & Heilpraktikerin - Hintergrundbild by CanvaViele Menschen leiden unter Verdauungsproblemen wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die jeweilige Ursache? Unklar. Häufig erhalten Betroffene die Diagnose Reizdarmsyndrom (RDS), doch in vielen Fällen steckt eine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) oder eine methanbedingte Überwucherung (IMO) dahinter.

Doch was genau unterscheidet SIBO, IMO und Reizdarm? Welche Diagnosekriterien gibt es und warum sind sie so wichtig für eine gezielte Behandlung? Dieser Artikel bringt Licht ins Dunkel.

Was ist Reizdarmsyndrom (RDS)?

Reizdarmsyndrom ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet: Sie wird gestellt, wenn keine organischen Ursachen gefunden werden, also, wenn alle (und wirklich ALLE) organischen Ursachen ausgeschlossen wurden.

Typische Symptome von Reizdarm:

  • Blähbauch
  • Unregelmäßiger Stuhlgang (Durchfall, Verstopfung oder beides im Wechsel)
  • Bauchschmerzen, die nach dem Toilettengang besser werden
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Verdauungsprobleme ohne erkennbare Ursache

Problem der Reizdarm-Diagnose:

  • RDS wird oft vorschnell diagnostiziert, ohne die eigentlichen Auslöser und Ursachen zu hinterfragen.
  • Viele Betroffene haben in Wirklichkeit eine behandelbare Darmfehlbesiedlung wie SIBO oder IMO.
  • Ohne gezielte Diagnostik bleibt die Behandlung oft symptomatisch (z. B. mit Schmerzmitteln oder Ballaststoffpräparaten), anstatt die eigentliche Ursache zu bekämpfen.
  • Ohne abschließende Diagnostik kommen manchmal Therapien bzw. Präparate zum Einsatz (z. B. Probiotika), die den Zustand noch verschlimmern.

Was ist SIBO? (Dünndarmfehlbesiedlung)

SIBO steht für Small Intestinal Bacterial Overgrowth – also eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms. Normalerweise leben im Dünndarm nur wenige Bakterien, der Großteil der Darmflora befindet sich im Dickdarm. Bei SIBO vermehren sich jedoch Bakterien im Dünndarm und führen zu Blähungen, Durchfall, Verstopfung und auf lange Sicht oft auch zu Nährstoffmängeln.

Typische Symptome von SIBO:

  • Blähbauch direkt nach dem Essen
  • Blähbauch, der im Tagesverlauf zunimmt
  • Unverträglichkeiten von Kohlenhydraten und Ballaststoffen
  • Durchfall oder Verstopfung (je nach Art der Bakterien)
  • Nährstoffmängel (z. B. Vitamin B12, Eisenmangel)
  • Chronische Müdigkeit und Brain Fog

Wie wird SIBO diagnostiziert?

  • Der Atemtest mit Glukose oder Laktulose misst die Gase Wasserstoff (H₂) und Methan (CH₄).
  • Ein auffälliger Anstieg des Wasserstoffwertes innerhalb der ersten 80 – 100 Minuten der Testdurchführung spricht für eine Wasserstoff-SIBO (häufig mit Durchfall).
  • Ein Methananstieg kann auf eine IMO (Intestinal Methanogen Overgrowth) hindeuten (häufig mit Verstopfung).

Was ist IMO? (Intestinal Methanogen Overgrowth)

IMO wurde früher als „Methan-SIBO“ bezeichnet, ist aber streng genommen keine bakterielle, sondern eine archaeale Überwucherung.

Unterschiede zwischen SIBO und IMO:

Merkmal SIBO (Wasserstoff dominiert) IMO (Methan dominiert)
Ursache Überwucherung mit Wasserstoff-produzierenden Bakterien Überwucherung mit Methan-bildenden Archaeen
Häufigstes Symptom Durchfall Verstopfung
Atemtest-Ergebnis Auffälliger Wasserstoff-Anstieg in den ersten 80 – 100 Minuten der Testdurchführung Auffälliger Methan-Anstieg
Behandlung 6-Säulen-Therapie einschließlich (pflanzlicher) Antibiotika 6-Säulen-Therapie einschließlich (pflanzlicher) Antibiotika

Warum ist die richtige Diagnose entscheidend?

Viele Patient:innen bekommen fälschlicherweise die Diagnose „Reizdarm“, obwohl sie eigentlich an einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO / IMO) leiden. Die Folge: falsche oder unwirksame Therapien.

Fehldiagnosen und ihre Folgen:

  • Unnötige Diäten: Viele verzichten auf Lebensmittel, die sie eigentlich essen könnten.
  • Falsche Medikamente: Probiotika oder Ballaststoffe verschlimmern oft SIBO-Symptome.
  • Chronische Beschwerden: Ohne klare Diagnose bleiben Symptome oft über Jahre bestehen.

Wie finde ich die richtige Diagnose?

  1. Anamnese: Der erste Schritt zur Klarheit
  • Welche Symptome treten auf? Blähprozesse? Verdauungsunregelmäßigkeiten?
  • Wann treten die Symptome auf? Direkt nach dem Essen? Stunden später?
  • Wie sieht dein Stuhlgang aus? Eher weich, breiig oder fest?
  • Gibt es Begleitsymptome? Müdigkeit, Hautprobleme, Gelenkschmerzen?
  1. Atemtest: Die beste Methode zur Abklärung von SIBO / IMO
  • Durchführung je nach Symptomatik mit Glukose oder Laktulose
  • Messung von Wasserstoff (H₂) und Methan (CH₄)
  • Interpretation der Werte durch eine erfahrene Fachkraft
  1. Weitere Laborwerte zur Abklärung
  • Blutwerte (Mikronährstoffe, Darmbarrierewerte, Unverträglichkeiten, Entgiftungsstoffwechsel)
  • Stuhltest zur Analyse der Darmflora
  • Urintests zur Abklärung von Candida

Fazit: Ohne Diagnose keine wirksame Therapie!

Reizdarm ist KEINE Diagnose, sondern ein Sammelbegriff für ungeklärte Beschwerden.

SIBO und IMO sind diagnostizierbare und behandelbare messbare Fehlbesiedlungen und erfordern gezielte Therapieansätze.

Ein Atemtest kann den Unterschied machen und zur richtigen Behandlung führen!

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