Ein Forschungsprojekt zeigt das Ausmaß der Umweltbelastung durch Arzneimittel auf: Mehr als 630 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe und deren Abbauprodukte hinterlassen Spuren in Gewässern, Erdboden, Klärschlamm und auch Lebewesen. Diclofenac (Schmerzmittel) führt dabei die Hitliste an und wurde in über 50 Ländern in Gewässern nachgewiesen. In 35 dieser Länder wurden Werte überschritten, bei denen erste Schädigungen an Fischen beobachtbar sind. Nach Diclofenac folgen das Antiepileptikum Carbamazepin, Ibuprofen (Schmerzmittel), Ethinylestradiol (Pillenhormon) und Sulfamethoxazol (Antibiotikum).
Die Arzneimittel gelangen zumeist über das Hausabwasser in die Umwelt. Der Körper scheidet nicht vollständig abgebaute Wirkstoffe wieder aus. Kläranlagen sind nicht in der Lage, alle Rückstände aufzuhalten; in manchen Ländern bestehen überhaupt keine Kläranlagen. Auch Dung/Gülle behandelter Tiere ist eine große Quelle von Bodenverunreinigungen durch Arzneimittel.
Nur wenig Daten liegen bisher zur langfristigen Wirkung entsprechender Stoffe auf das Ökosystem vor. Laborexperimente und Freilandversuche haben aber bereits negative Folgen (Verhaltensänderungen, Wachstumsverminderungen, Verminderung der Vermehrungsfähigkeit) gezeigt. Insbesondere toxisch haben sich Hormone, Anti-Parasitenmittel sowie bestimmte Schmerzmittel gezeigt.
Während die Datenlage zum Verunreinigungsgrad für die EU, Nordamerika und China bereits seit längerem untersuchbar war, liegen für Afrika, Lateinamerika und Osteuropa nur wenig verlässliche Daten vor.
Das Umweltbundesamt belegt durch diese jüngste Studie, dass Arnzeimittel(rückstände) in der Umwelt ein weltweit bestehendes Problem sind. Lösungen können nur global gefunden werden. Im April fand aus diesem Grund in der Schweiz ein internationaler Experten-Workshop statt. Weltweite konkrete Maßnahmen folgen hoffentlich zeitnah…
Momentan ist also jeder einzelne angehalten, nicht nur Arzneimittel umsichtig zu verwenden und zu entsorgen. Vielmehr ist auch ein umsichtiger Umgang mit Trinkwasser (gerade für Kinder) sinnvoll. Wenn möglich, sollte auf Leitungswasser verzichtet und z.B. auf Quellwässer ausgewichen werden.
(Quelle: Umweltbundesamt)